Morita Therapie
Traditionelle japanische Psychotherapie.
Vor etwa 100 Jahren entwickelte der japanische Psychiater Dr. Shoma Morita die Morita-Therapie zur Behandlung von phobischen und zwanghaften Angststörungen sowie Nervenschwäche – Shinkeishitsu. Im Laufe der Jahre wurden die Anwendungsgebiete auf viele weitere psychosomatische Störungen sowie zur Prävention ausgedehnt.
Ein Ziel der durch den ZEN-Buddhismus tief inspirierten Morita-Therapie ist Arugamama, die Akzeptanz des Lebens und aller Erfahrungen – ohne Manipulation, Kontrolle oder Abwehr (Hakarai). Beschwerden entstehen durch eng fixierte Selbstbeobachtung und Symptomorientierung.
Give up on yourself.
Begin taking action now, while being neurotic or imperfect,
or a procrastinator, or unhealthy, or lazy, or any other label
by which you inaccurately describe yourself.
Go ahead and be the best imperfect person you can be and
get started on those things you want to accomplish before you die.
Accept your feelings. Know your purpose.
And do what needs to be done.Dr. Shoma Morita (1874-1938)
Axiome der Morita-Therapie
Es ist eine gängige Annahme, dass psychisches Leiden durch schmerzhafte Gedanken und Gefühle erzeugt wird – dabei sind diese völlig normal.
Wir Alle erfahren leidvolle Gefühle wie Angst, Depression oder Ungenügen – nicht diese unangenehmen Gefühle oder irrationalen Gedanken sind das Problem, sondern unser Versuch diese zu vermeiden führt zu problematischem Verhalten.
Wir können unsere Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen nicht willentlich steuern. Unser Versuch, ungewünschte innere Erfahrungen zu vermeiden, führt langfristig meistens zu einer Steigerung ihrer Intensität und Häufigkeit.
Daher sollten wir unveränderliche Erfahrungen annehmen wie sie sind, ohne jegliche Manipulation oder Vermeidung.
Wir können unabhängig von oder sogar gegensätzlich zu unseren Gedanken und Gefühlen handeln.
Wenn wir unsere inneren Erfahrungen einfach annehmen, können wir fast alle Taten ungeachtet unserer Gefühlslage vollbringen. Umgekehrt führen aktive Handlungen oft zu neuen, glücklicheren Gefühlen.
Beachtung bringt Verstärkung! Je mehr wir unseren Symptomen, belastenden Gedanken und Gefühlen Aufmerksamkeit schenken, desto stärker werden sie.
Durch achtsamen, engagierten Kontakt mit der äußeren Welt und realitätsnahe mentale Einstellung befreien wir uns von den Fesseln der Selbstzentrierung.
Begehren und Befürchtungen sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Wenn wir Angst erfahren, entsteht der gegensätzliche Wunsch nach Angstfreiheit. Wenn wir gelobt werden, hinterfragen wir: haben wir das wirklich verdient? Wenn wir reich sind, entwickeln wir Sorgen, arm zu werden. Wenn wir etwas kaufen, hinterfragen wir oft den Sinn des Einkaufs. Diese entgegengesetzten und selbsthemmenden Prozesse sind natürliche, unkontrollierbare Phänomene.
Nehmen sie jedoch überhand, entstehen psychische Störungen.
Prinzip 1: Wenn wir Emotionen freien Lauf lassen, folgen sie einem parabolischen Kurs: sie entflammen, erreichen einen Höhepunkt, lassen nach und lösen sich auf.
Prinzip 2: Emotionen verringern sich schnell und lösen sich auf, wenn die zugrundeliegenden Impulse befriedigt worden sind.
Prinzip 3: Emotionen werden gedämpft, wenn sie wiederholt durch die gleichen Eindrücke stimuliert werden – wir gewöhnen uns daran.
Prinzip 4: Emotionen werden intensiviert, wenn der Stimulus unaufhörlich anhält und die Aufmerksamkeit auf den Stimulus oder die Emotion gerichtet bleibt.
Prinzip 5: Emotionen werden durch neue Erfahrungen erlernt und durch Wiederholung kultiviert.
Toraware beinhaltet a) unsere selektive Aufmerksamkeit und Vorannahmen sowie b) Shiso-no-mujun – unsere Widersprüchlichkeit zwischen Ideal und Wirklichkeit (kognitive Dissonanz). Dies führt zu einem Teufelskreis aus Symptomverstärkung und unproduktivem Lebensstil.
4 Stufen der traditionellen stationären Morita-Therapie in Japan
7 Tage Bettruhe im Schweigen
Erholung von Erschöpfung
Introspektion ohne Ablenkung
Konfrontation mit sich selbst
Keine Besuche, Digital Detox
Stille Beobachtung
Aufenthalt in der Natur
Gleichförmige Arbeit in Stille
Persönliches Tagebuch
Keine Besuche, Digital Detox
„Holzhackerphase“ im Freien
Intensive Arbeitstherapie
Aufbau von Selbstvertrauen
Ermutigung durch Erfolg
Handlungsorientierte Haltung
Anwendung im Alltag
Aktives wiederholtes Lesen
Anforderungen stellen
Neuer strukturierter Lebensstil mit klarem Denken, physischer Aktivität und Meditation
Moderne ambulante Morita-Therapie bei EURASIAMED
Nur wenige Menschen haben die Möglichkeit, in einer der stationären Einrichtungen weltweit eine klassische Moritatherapie 4-6 Wochen zu erleben.
Wir begleiten Sie daher in der ambulanten Kurdurchführung zu Hause oder in einer Art “Retreat” an einem ausgewählten Ort.
Den individuellen Kurablauf passen wir Ihren therapeutischen Erfordernissen, zeitlichen Ressourcen und äußeren Bedingungen an.
Nach Ihrer Erstkonsultation betrachten wir Ihren persönlichen Teufelskreislauf aus Gedanken, Gefühlen, körperlichen Symptomen und Ihren Versuchen, diese zu kontrollieren, zu reduzieren oder zu vermeiden.
Wir stimmen gemeinsam die Ziele Ihrer Behandlung ab und erstellen einen individuellen Therapieplan. Während Ihrer ambulanten Kur stehen wir (video)telefonisch und schriftlich in täglichem Kontakt. Sie führen und pflegen zudem ein Dojo-Kurtagebuch.
Die Behandlung fördert Ihre wachsame, geweitete Aufmerksamkeit (Mushoju-shin).
In der Therapie lernen Sie,
- Emotionen wahr- & anzunehmen,
- dahinterliegende Bedürfnisse, Begehren und Werte zu erkennen,
- Ihren Lebenswillen zu aktivieren,
- Ihre Stimmungslage von Aktivitäten zu trennen und
- konstruktive Handlungen trotz unangenehmer Gedanken oder Gefühle zu unternehmen.